Quirlige Städte. Schornsteine. Verkehr. Menschen. Geschäftig. Stimmen, deren Sprache man nicht versteht. Dann wieder Felder. Hohe Berge. Ganz stille Dörfer, Hundegebell... Pfade, dichte Wälder. Schrille Insekten. Glocken. Morgentau. Flirrende Hitze...
Und immer da: Der Fluss. Unaufhaltsam.
Und vor ihm? Noch ewig weit entfernt und doch immer genau und gleichzeitig da - ausgebreitet der endlose Ozean.
Des Flusses unvermeidliches Schicksal ruft ihm entgegen.
Eine Reise - kein Zurück.
Un-ent-wegt. Die Reise. Un-er-bittlich. Strömendund quirlig, ruhig... Der Fluss, Symbol für das Leben selbst, offenbart seine Wahrheit: In der Verschmelzung mit dem Ozean findet die wahre Erfüllung statt. "Puh. Verschmelzung? Und, sorry, wo bleibt der Fluß?", könnte der Fluß womöglich denken. Wenn er ich wäre. Ist er ja nicht. Ja, ich weiß. Aber wenn...
Also, ich kenne diese Angst. Angst: Wegen der UN-tiefe. Der Un-gewiss-heit. Und der Strudel wegen und der Tiefe und diesem nervigen Hirn-Geplapper--- Ruhe jetzt. Dann bin ich halt 'n Weichei. Un-möglich. Phüh. Hmm... obwohl... Mal sehen, was kommt... hinter der nächsten Windung... könnt ja auch interessant sein ;-)
Der Fluss und die Angst
Er blickt zurück auf den Weg, den er zurückgelegt hat,
von den Gipfeln der Berge, den langen kurvigen Weg,
der durch Wälder und Dörfer geht.
Und vor sich sieht er den riesigen Ozean.
Es gibt für ihn keine andere Möglichkeit,
als darin für immer zu verschwinden.
Es gibt keinen anderen Weg.
Der Fluss kann nicht umkehren.
Niemand kann umkehren.
Umkehren ist in der Existenz unmöglich.
Der Fluss muss das Risiko eingehen, in den Ozean zu fließen,
denn nur dann verschwindet seine Angst.
Dort wird der Fluss erfahren, dass es nicht darum geht,
im Ozean zu verschwinden,
sondern der Ozean selbst zu werden.
nach Khalil Gibran