Material- und Objekttheater

BESONDERE FORMEN DES FIGUREN-spiels

oder: Was Figuren, Objekte, Materialien alles können!

Die Dinge sind - im Gegensatz zum Schauspieler - nicht an das Vorbild der Natur gebunden. Verwandlung ist jederzeit möglich. Aus einem Tuch wird ein Meer, ein Gebirge, ein wilder Wind, eine schaukelnde Hängematte, eine schreitende Braut, ein Baby, eine Abdeckung, ein Weg. Wirklich lebendig scheinen sie aber erst zu werden, wenn man sie belebt.

Was kann ein Tennisball alles? Und was kann ein Tennisball alles sein? Hüpfend, springend, rollend, stockend, stoppen, … kann er Wegzeiger sein, sich verwandeln in Tier, Uhr, Glühwürmchen, Kopf, Monster, Brust, Telefon, Speise.

Kann auch ich wie ein Tennisball sein? Wohin führt uns das?

Staunend erleben wir des Tennisballes Eigenwilligkeit und seine schier unbegrenzten Möglichkeiten und offenen Fragen.


Etwas Besonders ist das mit dem Materialtheater:

Es wogt und rauscht das Meer aus Videobändern, erinnert sich an alles, was je in ihm gespeichert wurde. 

Sand, Steine, Flüssigkeiten, Mehl, Zucker, Eis, Späne, Tücher, Stoff- und Plastikbahnen etc. werden hier auf ihre Veränderbarkeit, ihren Bedeutungswechsel und ihren Darstellungswillen untersucht, kombiniert, verwandelt, auch gerne mal zerstört, und neu inszeniert. Die Spieler*innen werden eingeladen, sich forschend auf eine symbiotisch -gleichberechtigte Bedeutungsebene mit den Materialien zu begeben und zu improvisieren; allein, mit dem Partner, mit der Gruppe - non-verbal und mit kleinen Texten.

(Auszuprobieren, z. B. eine große Menge Mehl auf seine Bespielbarkeit zu untersuchen, kann unterschiedlichste Empfindungen hervorrufen ;-). Vielleicht kommt ja die Weigerung, dass man mit Lebensmitteln nicht spielt.

Auf einem brillanten Foto sah ich einmal eine nackte schwangere Frau - vollständig bekleidet mit einem Mehlhauchkleid.)

 

Theater mit Objekten:

Fühlt sich ein Ball manchmal ballaballa? Was denkt sich eine Lupe, wenn sie beobachtet wird?

Lustvoll werfen wir auf die Dinge des täglichen Bedarfs, also auf Alltagsgegenstände einen neuen, frischen Blick. Herkömmliche Objekte dienen  im Theater oft nur als "Mittel zum Zweck"- sind Requisiten. Schon die Absicht jedoch, die Gegenstände zu "verlebendigen", zu "beseelen", ihnen in einer eigenen Geschichte eine ganz andere Bedeutung zu schenken, verleiht dem Objekt durch das Bespielen ein eigenes Dasein. So erkennen wir im Ding einen eigenständigen Bühnenpartner.